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Warum wir immer das Gleiche tun
Und wie wir das ändern.
Warum wir immer das Gleiche tun
Du hast dir fest vorgenommen, beim nächsten Konflikt mit deinem Partner, deinem Kind oder der Vorgesetzten souveräner und entspannter zu reagieren. Doch du schaffst es nicht und fällst jedes Mal wieder in dein altes Muster, indem du dich angegriffen fühlst, entsprechend ärgerlich reagierst und dich womöglich gar als „Versager“ fühlst, im Sinne von „Ich schaffe es eh nicht“.
Dass wir immer wieder das Gleiche tun, ist normal und hat auch Vorteile. Glücklicherweise sind wir in der Lage, auch Neues zu lernen. Mehr dazu weiter unten.
Die Autobahn im Gehirn
Wenn wir Bewegungen oder Gedanken stetig wiederholen, bilden sich mit der Zeit in unserem Gehirn neuronale Verbindungen zwischen den involvierten Hirnzellen und Hirnarealen. Dank diesen Verbindungen können wir nach einer gewissen Lernphase Fertigkeiten automatisch und ohne grosse Mühe ausüben, z.B. ein Instrument spielen, Auto fahren, Computer-Programme bearbeiten. Das ist sehr hilfreich und praktisch im Alltag.
Diese neuronalen Verbindungen sind über die Jahre sehr stark und schnell wie Autobahnen geworden. Wenn wir nun ein Verhaltens- oder Gedankenmuster ändern wollen, sind die vorhandenen Verbindungen sehr dominant, es ist nicht leicht, aus der Autobahn im Gehirn auszusteigen.
Unsere Überzeugungen
Hinzu kommen unsere Überzeugungen, welche sich insbesondere aus Kindheitserfahrungen sowie aus dem Erwachsenenleben gebildet haben. Inzwischen ist aus der Hirnforschung bekannt, dass wir die Welt so sehen wie wir sie kennen und erwarten. Es ist wie wenn unser Gehirn dauernd nach Bestätigungen sucht für unsere persönlichen Überzeugungen und unsere eigene Wahrheit.
Haben wir als Kind z.B. erfahren, dass Unterstützung nicht immer da war und wir oft alleine auf uns gestellt waren, kann sich die innere Überzeugung bilden: „Ich kann mich nicht auf andere verlassen und muss es alleine schaffen“. Mit dieser Haltung kreieren wir unterbewusst immer wieder Situationen oder wir erleben diese entsprechend, in denen wir „es alleine durchziehen“ und keine Hilfe einfordern oder annehmen. Menschen mit dieser Überzeugung sind vermutlich sehr selbständig, kreativ in der Lösungsfindung und haben ein grosses Durchhaltevermögen. Andererseits kann diese Überzeugung hinderlich sein bei Teamarbeit, in Beziehungen oder beim Annehmen von Support und Unterstützung.
Veränderungen sind nicht erwünscht
Unsere Überzeugungen und mentalen Muster haben wir – meist unbewusst – gebildet, um herausfordernde Situationen in unserer kindlichen Entwicklung oder auch später zu bewältigen. Für unser Körper-Geist-System dienten sie als Überlebensstrategie und mit den neuronalen Autobahnen sind diese tief in uns verankert. Es ist grundsätzlich eine funktionierende Strategie, warum sollte unser System diese verändern wollen?
Die Ängste als Spielverderber
Sobald wir Veränderungen anstreben tauchen Ängste und Zweifel auf, um uns von unseren Vorhaben abzuhalten. Schliesslich gilt es, die Überlebensstrategie aufrecht zu halten. Ängste sind Spielverderber z.B. in Form von Versagens-, Existenz- oder Verlustängsten. Doch die Ängste entstehen im Gehirn, sie kommen nicht aus dem Herzen.
Wie wir etwas Neues tun
So wie wir einst die heute hinderlichen Autobahnen im Gehirn gebildet haben, können wir auch später neue Wege schaffen. Vielleicht sind sie zuerst Trampelpfade, später Nebenstrassen und irgendwann breite Alleen. Unser Hirn ist fähig, Neues zu lernen. Dafür braucht es Zeit, Bewusstsein und neue Erfahrungen.
Erkenne deine Überzeugungen, Verhaltens- und Gedankenmuster. Beobachte dich und nimm wahr, ohne dich dabei zu verurteilen. Klarheit ist der Schlüssel zur Veränderung.
Überprüfe deine Überzeugungen. Sind sie wirklich wahr?
Wechsle deine Sichtweise. Frage dich, wie es auch anders möglich wäre. Nimm einen „Adlerblick“ auf deine Situation ein (eine neue Perspektive) und frage dich: Worum geht es hier eigentlich wirklich? Was braucht es hier?
Erkenne deine Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen. Erinnere dich an Situationen, bei denen dir etwas gelungen ist. Welche deiner Stärken haben sich dabei gezeigt?
Erlaube dir Zeit. Veränderungen sind nicht möglich, wenn wir gestresst und überfordert sind. Zum Reflektieren brauchst du Ruhe und Entspannung. Erlaube dir genügend Zeit, sei geduldig und verständnisvoll mit dir selbst.
Mache neue Erfahrungen. Wir lernen mit Erfahrungen, welche wir auch körperlich oder emotional wahrnehmen. Versuche im Alltag kleine neue Schritte zu tun. Nimm dabei bewusst wahr, was du erfährst (körperlich, emotional, mental usw.). Feiere und wertschätze deine Erfolge.
Bild: © Tim / unsplash.com