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Gefühle fühlen oder die Welle surfen
Wie können wir mit unerwünschten Gefühlen umgehen?
Gefühle fühlen oder die Welle surfen
In unserem Leben sind wir immer wieder emotional herausgefordert. Gefühle wie Angst, Trauer, Ärger, Neid und auch Freude, Mitgefühl, Zuversicht, Vertrauen, Dankbarkeit wechseln sich ab.
In diesem Beitrag wird es emotional.
Ich gehe darauf ein, wie wir oft mit unerwünschten Gefühlen umgehen und wie ein hilfreicher Umgang sein könnte. Es geht darum, sich auf die Gefühle einzulassen, in Kontakt mit ihnen zu treten, ohne sich darin zu verlieren. Nicht immer einfach, doch ein Versuch lohnt sich.
Was können wir mit unerwünschten Gefühlen tun?
– Die schwierigen Emotionen wegdrücken und loswerden wollen. Dies funktioniert kurzfristig oder gar nicht und braucht viel Energie.
– Das Gefühl oder die körperlich unerwünschten Emotionen verdrängen mit Aktivismus, Medienkonsum usw. Dies endet oft in einem Gefühl von tiefer innerer Leere.
– Uns in der Geschichte verlieren, welche hinter dem Gefühl z.B. des Ärgers steht. Wir verurteilen oder beurteilen Situationen oder Personen (oft uns selbst) oder bleiben in der Vergangenheit blockiert oder in Zukunftsszenarien gefangen. Der negative Gedankenstrudel dreht, wir verlieren den Kontakt zu uns, es wird eng und unangenehm.
Wie können wir mit den Gefühlen sein?
+ Wir können versuchen, die Gefühle zuzulassen, ohne gleich zu reagieren und sie verändern zu wollen. Wir können versuchen, die unerwünschten und oft schmerzhaften Gefühle zu akzeptieren, dass sie nun mal da sind. Akzeptieren bedeutet nicht zu resignieren oder gleichgültig zu sein, sondern das Gefühl zulassen als eine Erfahrung. Gefühle in allen Facetten sind eine normale Erfahrung des Menschseins.
+ Wir können die Welle surfen, anstatt sie aufhalten zu wollen.
Gefühle sind wie Wellen, die kommen und gehen.
Ich mache hier einen Vorschlag, wie wir Gefühlen begegnen können. Je bewusster wir die Welle wahrnehmen, desto besser können wir sie mit der Zeit surfen.
Schritt 1 – Das Gefühl erkennen und im Körper spüren. Das Gefühl kurz benennen: „Ich erkenne Ärger / Neid / Traurigkeit / Freude / Vertrauen usw.“.
Schritt 2 – Das Gefühl so sein lassen, nicht ändern, in Widerstand gehen oder es behalten wollen.
Schritt 3 – Die Emotion im Körper wahrnehmen – sofern wir etwas spüren. Dabei sich von der Geschichte, welche im Zusammenhang mit dem Gefühl steht, bewusst abwenden. Wir treten in Kontakt mit dem Gefühl, nicht mit der Geschichte.
Schritt 4 – Die Aufmerksamkeit auf den Körper richten und beobachten, was mit der Emotion geschieht. Vielleicht verändert sich die Empfindung oder etwas anderes wird wichtiger.
Schritt 5 – Wenn die Welle vorbei ist, bewusst inne halten. „Was brauche ich jetzt? Was ist jetzt wichtig?“ (allenfalls eine bestimmte Handlung, ein Gespräch, eine Entscheidung).
Die Welle zu surfen gelingt nicht immer. Wichtig ist, dass wir uns dabei nicht negativ bewerten. Die Situation wird dadurch nicht besser. Falls die Emotion/Empfindungen zu überwältigend ist, kann Distanz zur Situation (z.B. den Raum verlassen) oder Bewegung des Körpers (z.B. Spaziergang in der Natur, Tanzen) helfen.
Wenn uns bewusster ist, dass Emotionen sich verändern, was das Kämpfen gegen unerwünschte Gefühle in unserem Körper bewirkt, fällt es uns mit der Zeit leichter, mit den Emotionen zu SEIN.
Bild: © Mark Thompson / unsplash.com